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Bericht und Anleitung von Adolf Mathias

ASTHMA UND ATEMBESCHWERDEN - WAS MAN SELBST DAGEGEN TUN KANN

Diese Beschreibung wendet sich an medizinische Laien, die daran interessiert sind, die Buteyko-Atmung zu erlernen, um mit ihren Atmungsbeschwerden besser zurechtzukommen. Was die Beschreibung auf keinen Fall will, ist medizinische Behandlung zu ersetzen. Ändern Sie zunächst gar nichts an Ihren Medikamentendosen, erst wenn Sie fühlen, dass es Ihnen besser geht, dann tun Sie dies in Rücksprache mit Ihrem Arzt.

Ich weise darauf hin, dass Sie alles, was Sie infolge dieses Textes tun, auf eigene Verantwortung tun und ich für daraus resultierende Schäden nicht haftbar gemacht werden kann. Da aber das einzige, was Sie effektiv tun werden, bewußte Beeinflussung Ihrer Atmung ist, ist es sehr unwahrscheinlich, dass irgendwelche Schäden auftreten werden. Im Gegenteil setzen viele Heilphilosophien (Zen-Meditation, Tai Chi...) bewusste Atemkontrolle mit Erfolg ein.

Dieser Text ist aufgrund meiner eigenen Erfahrungen mit der Buteyko-Methode entstanden. Ich habe den direkten Einfluss reduzierter Atmung auf bronchiale Verengung zufällig selbst entdeckt und bin daraufhin von netten Menschen im Internet auf die Buteyko-Methode gestoßen worden. Eine erhebliche Menge Material (auf Englisch) ist auf den folgenden Internet-Webseiten zu finden, darunter übersetzte Ausschnitte aus dem Buch "Methode Buteyko" von K.P. Buteyko, die sich mit der Biochemie im Hintergrund seiner Entdeckung und seiner Lebensgeschichte befassen.

http://members.westnet.com.au/pkolb/buteyko.htm

http://www.buteyko.co.nz

Weitere wichtige Einzelheiten habe ich aus dem "Buteyko Manual" von James Hooper entnommen, das aktuell hier heruntergeladen werden kann.

Allem Anschein nach ist Buteykos Entdeckung in Deutschland so gut wie unbekannt, und daher habe ich mich entschlossen, meine Erfahrungen zusammenzutragen.


Ein bißchen Geschichte und Biochemie
(ausführlicher siehe auch unter "Die Lebensgeschichte von Buteyko")

Konstantin Pavlovich Buteyko wurde 1923 in der Gegend von Kiev geboren. Infolge seiner Beschäftigung mit der Atmung von sterbenden Patienten erkannte er, wie die Intensität unserer Atmung direkt mit unserem Wohlbefinden gekoppelt ist. Insbesondere machte er dabei die verblüffende Entdeckung, dass er mit großer Genauigkeit aus dem Atemverhalten eines Todkranken seinen Todeszeitpunkt vorhersagen konnte. In Folge stellte er fest, dass zahlreiche Atemwegs- und sonstige Erkrankungen ebenfalls mit der Atmung zusammenhängen. Das interessante dabei ist, dass es nicht etwa zu geringe Atmung ist, die die Beschwerden hervorruft, sondern im Gegenteil zu tiefe Atmung.

Die unmittelbaren Symptome, so fand er, sind Schwindel und Übelkeit, Keuchen und Husten, bis hin zur Ohnmacht. Zu tiefe Atmung über längere Zeiträume hinweg ruft unter anderem Beschwerden wie Nasenschleimhautenzündung, Bronchitis und Asthma hervor. Versuche anderer Forscher, die um 1900 Tiere durch äußeren mechanischen Zwang dazu brachten, tief zu atmen, endeten regelmäßig mit dem Tod der Tiere.

Buteyko beschäftigte sich eingehend mit der Biochemie, die sich hinter der Atmung verbirgt, und kam zu der eigentlich naheliegenden Schlussfolgerung, dass der Körper durch zu intensive Atmung zuviel Kohlendioxid verliert. Kohlendioxid, das nach landläufiger Ansicht ein Gift ist, das so schnell wie möglich über die Lungen abgeatmet werden sollte und durch Luftsauerstoff ersetzt werden sollte, kommt in den Lungenbläschen (Alveolen) eines gesunden Menschen in einer Konzentration von ca. 6.5% vor. In zahlreichen wichtigen chemischen Stoffwechselreaktionen des Körpers tritt Kohlendioxid als unverzichtbarer Bestandteil auf, unter anderem auch bei der Bildung von Kortikosteroiden (Kortisol) in der Nebennierenrinde.

Weiterhin sorgt der Bohr-Effekt (von dem Dänen Christian Bohr 1904 entdeckt) für eine besonders gute Sauerstoffaufnahme und -abgabe des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin bei hohem Kohlendioxidgehalt im Blutplasma. Nicht zuletzt beeinflußt die Menge des in den Körperflüssigkeiten gelösten Kohlendioxids, das dann als Kohlensäure auftritt, unmittelbar das Säure-Base-Gleichgewicht des Körpers.

Überatmung, d.h. übermäßige Kohlendioxid-Abgabe, führt zu erhöhter Alkalinität des Körpers. Um diese auszugleichen, scheiden die Nieren Alkali-Ionen (Kalium, Calcium und Magnesium) über den Urin aus, was zu einem Mineralverlust führt. Langandauernde Überatmung reduziert die Bildung zahlreicher wichtiger Substanzen im Körper, unter anderem steigt das allgemeine Erkrankungsrisiko, da infolge der reduzierten Bildung von Kortikosteroiden die Abwehrkräfte des Körpers abnehmen.

Bei einer so wichtigen Funktion, die das Kohlendioxid im Körper erfüllt, liegt es nahe, dass der Körper über Mechanismen verfügt, die einen übermäßigen Verlust von Kohlendioxid durch zu intensive Atmung verhindern. Buteyko beobachtete, wie sich die Atemgefäße (Nasenschleimhäute, Nasennebenhöhlen, Bronchien usw.) infolge zu intensiver Atmung zusammenzogen, vermehrt Schleim abgaben und eine freie Atmung verhinderten.

Was den Körper zu dieser Reaktion veranlaßt, ist ein absinkender Kohlendioxidpegel im Blut. Der Bohr-Effekt verschlechtert aber bei geringem Kohlendioxidpegel die Sauerstoffabgabe und -aufnahme des Blutfarbstoffes und damit die Sauerstoffversorgung des Körpers, was das Atemzentrum im Gehirn dazu veranlaßt, die Atmung zu vertiefen. Diese beiden sich gegenseitig aufschaukelnden Reaktionen führen bei entsprechend veranlagten Personen zu Asthma.

Die akute zu starke Atmung, die den Asthmaanfall verursacht, kann durch viele Faktoren hervorgerufen werden, durch Stress, Allergene, tierisches Eiweiß, sehr kalte Luft, erlerntes falsches Atemverhalten usw. Das Überatmen als Ursache für das Asthma läßt sich aber bewußt beeinflussen, und damit ist Asthma für den einzelnen heilbar, falls er bereit ist, sich mit seiner Atmung auseinanderzusetzen.

Buteyko, der selber unter Bluthochdruck litt, beobachtete aber auch, dass sich selbst die Blutgefäße durch diese Schutzreaktionen zusammenzogen und damit auch die Durchblutung verschlechterten. Durch verringerte Atmung war er in der Lage, seinen Bluthochdruck zu senken. Atmete er wieder mehr, so stieg auch sein Blutdruck. Insgesamt scheint es, dass neben asthmatischen Reaktionen noch eine ganze Reihe weiterer Erkrankungen auf die Überatmung zurückzuführen sind, wenn auch vielleicht nicht ausschließlich.


Die Buteyko-Atmung

Was liegt also näher, als die Atmung weniger tief zu machen, um dem Asthma und ähnlichen Beschwerden Einhalt zu gebieten? Was sich hier wie graue Theorie anhört, können Sie übrigens einfach selbst ausprobieren. Wenn Sie eine verstopfte Nase haben, machen Sie einfach das folgende: Atmen Sie ruhig und normal, und im Anschluß an einen normalen Einatmungsvorgangs atmen Sie ruhig halb aus und halten dann die Luft an. Halten Sie sie solange an, bis ein deutlicher Drang zum Einatmen auftritt. Halten Sie diesem Drang für ungefähr 5 Sekunden stand und atmen dann ruhig und normal weiter. Machen Sie auf keinen Fall nachher schnelle Schnappatmung! Sie werden beobachten, wie nach einer oder zwei dieser "Atempausen" Ihre Nasenschleimhäute abschwellen und Sie frei durch die Nase atmen können.

Was so unmittelbar und direkt auf die Nasenschleimhäute wirkt, kann auch bei beginnenden Asthmaanfällen angewandt werden. Da Asthma aber eine schwerwiegendere Reaktion als Schnupfen darstellt, müssen Sie den Atem solange anhalten, wie Sie nur irgend können, und nachher dennoch versuchen, normal weiterzuatmen. Diese Atemunterbrechung wird Maximalpause genannt.

Bitte machen Sie aber keine gewagten Experimente mit dem Weglassen Ihrer Medikamente, sondern versuchen Sie lediglich, Ihre schnellwirkenden Notfall-Medikamente (blaue Sprays) nicht auf einmal, sondern schrittweise einzunehmen und zwar erst, wenn die Atemunterbrechung nicht wirkt. Nehmen Sie Ihre langanhaltenden Mittel (Chromoglicinsäure-Präparate, Kortikosteroide etc.) wie gewohnt und reduzieren Sie sie erst in Rücksprache mit Ihrem Arzt.

Je eher Sie spüren, dass Ihre Bronchien "eng" werden, desto besser: Machen Sie Atempausen, und Sie werden feststellen, dass Sie bald Ihre Anfälle gezielt werden aufhalten können.

Neben dieser Notfallmethode sollten Sie sich auch einer längeranhaltenden Änderung Ihres Atemverhaltens zuwenden. Dieses können Sie durch Buteyko-Training über längere Zeiträume hinweg erreichen. Machen Sie z.B. regelmäßig zwei- bis viermal am Tag, am besten nach dem Aufstehen und jeweils mindestens 2 Stunden nach einer Mahlzeit, das folgende:

  • Messen Sie Ihren Puls und notieren Sie ihn.
  • Führen Sie das oben beschriebene Atemanhalten durch, aber nur bis exakt zu dem Zeitpunkt, wo der Drang zum Einatmen einsetzt. Messen Sie die Zeit, wie lange es dauert, bis Sie wieder atmen. Dies ist die sogenannte Kontrollpause. Notieren Sie sie.

Zwingen Sie sich auf keinen Fall, den Atem länger anzuhalten, insbesondere nicht so lange, dass Sie nachher ins Keuchen verfallen. Dies wirkt sich negativ auf den Trainingserfolg aus. Schauen Sie auch nicht auf die Uhr und zählen Sie möglichst nicht mit, sondern messen Sie einfach, wie lange es dauert, bis der Einatmungsdrang auftritt. Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Die Kontrollpause ist ein Maß dafür, wie wahrscheinlich Asthmaanfälle bei Ihnen sind.

  • Atmen Sie "sehr flach" für ca. 10 Minuten.

Um ein Gefühl dafür zu entwickeln, setzen Sie sich aufrecht, aber nicht steif hin, lassen die Schultern hängen und entspannen die Bauchdecke. Blicken Sie geradeaus nach vorne. Atmen Sie leicht, ohne Anstrengung. Sie werden feststellen, dass schon nach einer geringen Menge eingeatmeter Luft eine Schwelle da ist, die sich nur durch Muskelanstrengung beim Atmen überwinden läßt.

Versuchen Sie jetzt, abwärts zu blicken, während Sie entspannt einatmen. Sie werden feststellen, dass diese Schwelle höher liegt, Sie also ohne Anstrengung mehr einatmen können. Versuchen Sie ebenfalls, die Schulter- oder die Brustmuskeln anzuspannen. Sie werden das gleiche feststellen.

Da das Ziel ist, wenig zu atmen, entspannen Sie sich aber vollkommen, lassen die Schultern und den Bauch hängen, blicken Sie wenn möglich geradeaus und atmen so, bis sich der leichte Drang einstellt, etwas mehr zu atmen. Widerstehen Sie diesem Drang. Falls er Ihnen zu stark wird, atmen Sie ein wenig schneller, aber nicht tiefer. Wenn Sie nicht atmen müssen, dann unterlassen Sie es. Versuchen Sie so, eine Atmungsweise zu finden, die Sie ständig mit einem leichten, aber gut erträglichen Drang zum Mehr-Atmen beläßt. Dies ist die Buteyko-Atmung.

Versuchen Sie, Ihre Atmung auf diese Weise dauerhaft zu reduzieren, und nicht durch bewußtes Kontrollieren der Atmung. Es ist wesentlich einfacher, durch Entspannung andauernde Atemreduktion zu erzielen als durch bewußte Brustmuskel- und Zwerchfellkontrolle. Die entspannende Methode können Sie im Prinzip jederzeit durchführen, die Anspannung müssen Sie bewußt kontrollieren.

  • Nach 10 Minuten sehr flachen Atmens messen Sie wieder die Kontrollpause. Sie wird in der Regel über der zuerst gemessenen liegen.
  • Machen Sie insgesamt zwei, besser drei Flachatmungsperioden gefolgt von Kontrollpausenmessungen.
  • Messen Sie Ihren Puls erneut und notieren Sie ihn.

Ihre notierten Pulsdaten und Kontrollpausen zeigen Ihnen im Verlauf Ihres Trainings, wie sich Ihre Atmung verbessert. Die Pulsfrequenz wird sinken, die Kontrollpause ansteigen und Sie werden merken, wie die Daten mit Ihrem subjektiven Wohlbefinden zusammenhängen.

Als Folge des Trainings werden Sie bald die Flachatmung unbewußt und automatisch durchführen können, was der Idealzustand ist. Dann nämlich können Sie ständig flachatmen, beim Autofahren, Fernsehen, bei der Arbeit und immer, wenn Sie ruhig sitzen. Wenn Sie nicht genug Zeit aufbringen, um das oben beschriebene Training regelmäßig mehrmals täglich durchzuführen, dann versuchen Sie wenigstens, mindestens 3 Stunden am Tag flachzuatmen. Wenn Sie in dem Umfang - einschließlich des Buteyko-Trainings - flach atmen, dann wird sich Ihr Zustand mit großer Sicherheit verbessern.

Um zu normaler Atmung zu gelangen, ist allerdings für jedes Jahr, das Sie unter Asthma gelitten haben, mit einem Monat Buteyko-Training zu rechnen. Die Asthma-Anfälle werden in der Regel aber spätestens bei einer Kontrollpause von 30 Sekunden aufhören, bei vielen Menschen schon früher, in der Größenordnung von 20 Sekunden.

Vermeiden Sie in der Anfangszeit des Trainings sportliche Anstrengungen, da sie Überatmung hervorrufen könnten. Wenn Sie Sport machen, dann versuchen Sie auf jeden Fall, dabei nur durch die Nase zu atmen. Denken Sie daran, der Mund ist zum Essen und die Nase zum Atmen. Wenn Sie das Gefühl haben, nicht genug Luft zu bekommen, dann reduzieren Sie die Anstrengung, aber versuchen Sie, immer die Nasenatmung beizubehalten.

Allzu intensives Naseputzen, genauso wie übermäßiges Husten und Räuspern, führt zu Kohlendioxidverlust. Wenn Sie meinen, sich räuspern zu müssen, dann tun Sie es mit geschlossenem Mund. Vermeiden Sie auch Husten mit offenem Mund. Niesreiz läßt sich in aller Regel mit einer "Atempause" unterdrücken. Nach kurzer Zeit des Buteyko-Trainings entwickeln Sie mit Sicherheit ein Gefühl dafür, in welchem Maß Sie weniger atmen müssen, um den kurzzeitigen Verlust von Kohlendioxid durch unvermeidbares Niesen und Husten auszugleichen. Übrigens ist eine zugeschwollene Nase oft ein frühzeitiger Indikator für einen drohenden Asthmaanfall.

Die Maximalpause ist laut Ansicht einiger Buteyko-Therapeuten bei falschem Gebrauch schädlich. Dennoch ist sie die Maßnahme, die unmittelbar bei einem Asthmaanfall eingesetzt werden kann, und nebenbei auch bei richtigem Gebrauch sehr gut als Einstieg zur Flachatmung geeignet ist. Wichtigste Voraussetzung ist, dass danach keine Schnappatmung stattfindet, sondern kontrolliert flach weitergeatmet wird. Buteyko-Therapeuten berichten allerdings von Hyperventilations-Anfällen infolge von Maximalpausen. Daneben besteht auch eine gewisse Gefahr für Leute mit Herzproblemen.

Wenn Sie infolge der Maximalpause Erstickungsängste bekommen, denken Sie daran, dass Todesangst Sie nicht umbringen kann, wohl aber ein Bus, der Sie überfährt - oder ein besonders schlimmer Asthmaanfall. Außerdem hat es wahrscheinlich noch niemand geschafft, den Atem bis zur Ohnmacht, geschweige denn bis zum Tod, anzuhalten. Das mag sich alles sehr makaber anhören, ich schreibe es aber, weil ich selbst einmal, während ich erkältet war, nach einer Maximalpause von panischer Angst ergriffen wurde.

Ich empfehle, die Maximalpause nicht allein, sondern in Begleitung eines Therapeuten, durchzuführen, da neben der unmittelbaren Gefahr der Hyperventilationsanfälle und dadurch ausgelösten Asthmas auch die Panik eine ernste psychische Bedrohung ist, die durch menschliche Gesellschaft viel leichter zu überwinden ist.

Als Notfallmittel kann davon ausgegangen werde, dass eine Maximalpause von 60 Sekunden so gut wirkt wie ein Sprühstoß eines üblichen Bronchialerweiterungsmittels ist, und 80-90 Sekunden so gut wie 2 Sprühstöße wirken.


Kontrollpause und Überatmung


Bei gesunden Erwachsenen liegt das normale Atmungsvolumen in Ruhe bei ca. 3-4 l pro Minute. Ihre Kontrollpause sagt Ihnen ungefähr, um wieviel Sie zuviel atmen. Teilen Sie 60 durch Ihre Pause, und Sie erhalten den Faktor, um den Sie zuviel atmen. Wenn Ihre Kontrollpause also z.B. 12 Sekunden beträgt, dann überatmen Sie um den Faktor 60/12=5, also genug für 5 gesunde Menschen! Bei einer Kontrollpause von 30, die ziemlich viele meiner Freunde ungefähr erreichen, findet Überatmung um den Faktor 2 statt, meine Freunde atmen also alle ungefähr für zwei. Die meisten Asthmatiker atmen etwa drei- bis viermal soviel wie gesunde Menschen.

In der folgenden Tabelle kann ein Anhaltswert für den Kohlendioxidpegel in den Lungenbläschen infolge von Überatmung gefunden werden.

 
Kontrollpause    Grad der Überatmung    Kohlendioxidgehalt in den Lungenbläschen
60
40
30
20
15
10    1 (normal)
1.5(noch gut)
2
3
4
6    6.5%
5.5%
5%
4.5%
4%
3.5

Besonders beeindruckend ist, daß bei einem Kohlendioxidgehalt von unter 3% in der Lunge der Tod eintritt, und Sie können sicher sein, daß der Körper versucht, sich davor zu schützen. Wenn allerdings infolge des Bohr-Effekts die Sauerstoffversorgung des Gewebes ungenügend ist und infolgedessen die Atmung immer stärker wird, kann die asthmatische Reaktion auf Kohlendioxidverlust praktisch beliebig schlimm werden und zum Tod durch Atemstillstand führen.

Auch wenn Sie mit Hilfe von bronchienerweiternden Medikamenten (Beta-Agonisten), Einatmung von reinem Sauerstoff o.ä. Ihre Überatmung beibehalten, dann kann es zum schlimmsten kommen. Es erscheint etwas radikal formuliert, aber die gängige Asthma-Behandlung ist vor dem Hintergrund der Buteyko-Theorie lebensgefährlich. Tatsächlich gab es in den Jahren von 1961 bis 1967 bei allzu bedenkenlosem Gebrauch des Beta-Agonisten Salbutamol zahlreiche Todesfälle, und ebenso in den 80er Jahren bei der Einführung des neuen Wundermittels Fenoterol.


Was Ihnen während Ihres Trainings passieren kann


Der Anstieg der Kontrollpause als messbarer Trainingserfolg kann gelegentlich von selbstreinigenden Maßnahmen des Körpers begleitet werden, wie nervöse Anspannung, Schüttelfrost, erhöhte Temperatur (bis zu 39 Grad Celsius), Kopfweh, Muskel-, Brust- und Eingeweideschmerzen, Appetitverlust, Schwindel, Erbrechen und Durst, erhöhte Urinabgabe und erhöhter Stuhlgang. Diese Reaktionen wurden während des klinischen Tests der Buteyko-Methode an Kindern 1980 in Moskau beobachtet, und zwar bei etwa einem Viertel der beobachteten Gruppe. Sie gingen nach einigen Stunden bis zu zwei Tagen vorüber. Ich selber habe bei mir aber keine derartigen Reaktionen feststellen können.

Die negativen Begleiterscheinungen beim Buteyko-Training wurden zuerst genannt. Was Sie aber mit großer Sicherheit erleben werden, ist eine Abnahme Ihres Asthmas, Ihres Heuschnupfens und sonstiger Atembeschwerden sowie ein gesteigertes Wohlbefinden. Asthmatische Reaktionen sind oftmals, auch wenn keine akuten Asthmaanfälle auftreten, Grundlage für Bronchitis, Lungenentzündung, Lungenemphyseme und andere Beschwerden der Atmungsorgane. Das Buteyko-Training kann auch hier helfen.

Buteyko selber brachte mit Hilfe seines Atemtrainings seinen erhöhten Blutdruck unter Kontrolle. Da die Blutgefäße, genau wie die Atemgefäße, aus glattem Muskelgewebe bestehen, wirken die Faktoren, die zu einer Verengung der Atemgefäße führen, auch auf die Blutgefäße. Es deutet einiges daraufhin, dass die Buteyko-Atmung sich positiv auf Kreislauferkrankungen wie z.B. Angina Pectoris auswirkt. Ebenso haben unter Migräne leidende Menschen Besserung ihrer Symptome erfahren. Hier ist allerdings ein weniger direkter Zusammenhang als beim Asthma oder beim Heuschnupfen zu vermuten.

Oftmals kann es zu Rückschlägen bei der Entwicklung Ihrer Kontrollpausendauer kommen. Gründe dafür sind:

  • Sie machen zu wenig Flachatmung. Mindestens 3 Stunden am Tag sind empfohlen, um die Kontrollpausendauer tatsächlich zu erhöhen.
  • Sie haben eine Infektion, wie z.B. einen Polyp, einen entzündeten Zahn oder eine Pilzinfektion, oder sind schlicht und einfach erkältet.
  • Äußere Stressfaktoren führen zu Überatmung, wie z.B. zuviel Essen allgemein und tierisches Eiweiß im besonderen, zuwenig körperliche Aktivität oder zuviel Schlaf.
  • Falls Sie Allergiker sind, ist natürlich der Kontakt mit "Ihrem" Allergen ein Stressfaktor.

Es gibt aber auch schnelle positive Entwicklungen. Für mich ist sportliche Betätigung - bei strikter Nasenatmung - von sehr großem Nutzen gewesen. Die Nase läuft zwar, aber besser als Asthma ist das allemal.

Aufgrund neuerer Erkenntnisse müssen bei der Wirksamkeit der Buteyko-Methode leider einige Abstriche für Personen gemacht werden, die lange Zeit an Asthma gelitten haben und ärztlich behandelt werden. Bei der Behandlung mit Kortikosteroiden, die häufig bei stärkerem Asthma durchgeführt wird, reduziert der Körper die eigene Bildung von Kortiko-Steroiden, die infolge Kohlendioxidmangels ja ohnehin geschwächt ist. Dies gilt vor allem bei oraler Einnahme (durch den Mund). Daneben werden Kortikosteroide auch inhaliert, was die körpereigene Bildung nur unwesentlich beeinflußt. Allerdings gelangen beim Inhalieren Tröpchen des Wirkstoffs auch auf die Mundschleimhäute und dadurch in den Kreislauf. Daher wird empfohlen, nach der Inhalation von Kortiko-Steroiden den Mund auszuspülen.

Auf lange Sicht kann es durch orale Aufnahme von Kortiko-Steroiden insbesondere bei älteren Menschen zum Verkümmern der Drüsen in der Nebennierenrinde kommen, so dass durch Buteyko-Training zwar noch der Bedarf an bronchienerweiternden Mitteln stark gesenkt werden kann, die Steroidgabe aber auf Dauer notwendig sein wird.

Aber auch bei jüngeren Menschen kann es recht lange dauern, bis die Einnahme von Kortiko-Steroiden reduziert werden kann. Während der Reduktion ist vor allem bei Infektionen die ursprüngliche hohe Dosis wieder einzunehmen, weil der Körper nicht wie bei einem gesunden Menschen die Bildung bei Bedarf einfach erhöhen kann. Auch hier gilt, dass Sie auf keinen Fall etwas auf eigene Faust machen sollten, denn das kann wirklich lebensbedrohend werden.

Durch Buteyko-Training, körperliche Anstrengung, aber auch durch Fasten kann die Bildung von Kortiko-Steroiden angeregt werden.


Schluss

Die Buteyko-Methode ist für mich in gesundheitlicher Hinsicht der absolute Durchbruch geworden. Ich bin über alle Maße dankbar, dass ich die Methode entdecken konnte, dass ich gesund geworden bin und nicht mehr in Angst vor Asthma leben muß. Ich wünsche Ihnen den vollen Erfolg mit der Buteyko-Methode, den ich auch hatte, und ein gesundes, langes Leben.


Ausführlichere Informationen:

Lebensgeschichte von Buteyko

Studie an asthmakranken Kindern (Russland)

Australische Studie 1994

Artikel über die Bedeutung von Kohlendioxid von Y. Henderson


Adolf Mathias
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"Die Buteyko Atmung - Atemreduktion" Folge vom 18.02.24 in "Der lange Atem - Atempodcast einer Physiotherapeutin" von Brigitte Schmailzl 
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